Objekt: Stadtkirche St. Georg Schleiz, Altar, Thüringen

Zeitraum: 2008 - 2011

Auftrag: Evangelisch- Lutherische Kirchgemeinde Schleiz

Ausführung: Andrea Rabich Dipl. Rest. (FH) in Zusammenarbeit mit Karsten Püschner Dipl. Rest. (FH)

Mitarbeiter: Uwe Quast, Restaurator, Uta Richter, Restauratorin, Martin Schreiber Dipl. Rest.
Ute Schreiber, Restauratorin, Gisa Weidensdorfer, Dipl. Rest., Claudia Kellner, Dipl. Rest. (FH)


Der Altar der Kirche Schleiz ist im italienischen Barockstil ausgeführt. 1723 wurde er  von Johann Samuel Nahl fertig gestellt. Im Archiv der Gemeinde hat sich eine kolorierte Zeichnung erhalten, bei der es sich vermutlich um den Entwurf aus dem Jahre 1718 handelt. Dieser stammte vom Schleizer Bildhauer Johann Nicolaus Gottwald, welcher über der Arbeit jedoch verstarb. Über einem mächtigen Unterbau erheben sich sechs im offenen Rund angeordnete Säulen, die ein mehrfach verkröpftes Gebälk tragen. Darauf sind Wolken mit Putten und eine Figur des auferstandenen Christus angeordnet. Der Unterbau trägt auf vorkragenden Konsolen die überlebensgroßen Figuren der Evangelisten Markus und Matthäus. Links und rechts über der Mensa sitzt auf einer Volute je ein Putto. In dem von den Säulen eingefassten Raum über der Mensa ist eine Abendmahlsszene angeordnet. An den mittleren Säulen, im Durchblick nach Osten, halten Putten einen gerafften Vorhang. Am Gebälk sind mittig zwei größere Engelsfiguren, eine Schrifttafel haltend, angeordnet. Auf dem Gebälk befinden sich die Figuren Lucas und Johannes, allerdings ohne Symbole. Lehfeldt äußerst sich zur Qualität des Kunstwerks: „Sind auch die Apostel, dem ruhig dasitzenden Christus gegenüber, zu theatralisch bewegt, so ist doch der Schwung der Gestalten und Faltenwürfe höchst effectvoll, dazu die Technik, die Behandlung des Körperlichen wie des Stofflichen und die Modellierung der Köpfe meisterhaft, übrigens unmittelbare Studien nach Bernini und seinen italienischen Zeitgenossen verratend.“ Die erste Herausforderung an dem über zehn Meter hohen Objekt war die Behandlung der schlimmen Schäden infolge eines Anobienbefalls. Die zweite Aufgabe war die Neufassung des gesamten Altars anhand der Befunde und der Zeichnung in historischer Fasstechnik.

Maßnahmen: Karsten Püschner Dipl. Rest. (FH) gem. mit Andrea Rabich Dipl. Rest. (FH) und Team:

- Demontage und Montage des Holzbildhauerwerks durch Karsten Püschner Dipl. Rest. (FH):
- Statische Festigung des hölzernen Unterbaus des Altars - Austausch zerstörter Holzbauteile des Korpus
- Konservierung und Restaurierung der Holzsubstanz am Holzbildhauerwerk
- Rekonstruktion verlorenen Holzbildhauerwerks durch Andrea Rabich Dipl. Rest. (FH)
- Abnahme der kunstharzgebundenen Fassung der 1950er Jahre
- Verkittung von Mio. Holzwurmlöchern und offenen Fraßstellen, Modellierung der verlorenen Holzoberfläche
- Neufassung bei Erhalt der orig. Partien in Kreidegrundtechnik und Polimentvergoldungen an den Figuren
- Neufassung des Korpus mit geschliffenem Kreidegrund, darauf Marmormalerei in Kaseintechnik
- Bereichsweise Restaurierung der originalen Fassung